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Orthodoxe Kirche

Kreuz auf einer Kuppel
Kreuz auf der Kuppel der Serbisch Orthodoxen Kirche „Heiliger Sava“ in Hannover. Bild: Jens Schulze

Gottesdienst ist zentraler Ausdruck des kirchlichen Lebens

Die Anfänge der orthodoxen Kirchen liegen in der Zeit des Christentums, als noch gar nicht in verschiedene Konfessionen unterschieden wurde. Der Begriff „orthodox“ bedeutet im Griechischen ebenso „wahre Lehre“ wie „wahrer Lobpreis“.

Die Lehre gründet sich auf die Heilige Schrift, auf die Aussagen der sieben ökumenischen Konzile und die Theologie der Kirchenväter. Der „wahre Lobpreis“ geschieht im Gottesdienst, wo sich die Gemeinde stellvertretend für den ganzen Kosmos versammelt, um Gott zusammen mit der „unsichtbaren Kirche“, den Engeln und den vorausgegangenen (verstorbenen) Gliedern der Kirche, zu ehren. Der Gottesdienst ist daher zentraler Ausdruck des kirchlichen Lebens, besonders die „Göttliche Liturgie“ an Sonn- und Feiertagen.

Um den ganzen Menschen in den Gottesdienst einzubeziehen, ist die Verwendung von körperlichen Zeichen beim Gebet der orthodoxen Kirche typisch: Gebetshaltungen, Gesang, die Verwendung von Weihrauch und vor allem von Kultbildern (Ikonen). Ihre Verehrung gilt niemals dem Bild an sich, sondern der dargestellten Person oder dem Heilsereignis. Da Gott selbst nicht darstellbar ist, ist schon die Abbildung Christi das Bekenntnis zu Seiner Menschwerdung, und die Darstellung anderer Personen (Heilige) sagt aus, dass alle Menschen das Abbild Gottes sind, den die Kirche durch sie ehrt.

In verschiedene Nationalkirchen gegliedert

Die Orthodoxe Kirche ist organisatorisch in verschiedene Nationalkirchen gegliedert, die in allem voneinander unabhängig sind, aber vereint in der gemeinsamen Lehre und gegenseitigen Anerkennung. Da die meisten orthodoxen Länder im Osten liegen, ist auch die Bezeichnung "Ostkirche" gebräuchlich, der Ritus wird auch als "byzantinischer Ritus" bezeichnet. Heute gibt es in fast allen Ländern der Erde orthodoxe Kirchen. Am bekanntesten sind die griechische, russische, serbische, rumänische und bulgarische Kirche, aber es gibt z.B. auch eine polnische, finnische und japanische orthodoxe Kirche. In Deutschland machen die verschiedenen Nationalkirchen der Orthodoxen Kirche die drittgrößte christliche Gemeinschaft aus. Sie unterscheiden sich im Wesentlichen durch die Verwendung ihrer jeweiligen Landessprache neben der deutschen Sprache, ihre Musiktradition und die Zugehörigkeit zur Kirche ihres Ursprungslandes, aber nicht im Glauben oder im Ritus. Um nach außen hin als eine Kirche sprechen zu können, haben sie sich in der „Kommission der Orthodoxen Kirche in Deutschland“ (KOKiD) zusammengeschlossen. Daraus wurde 2010 die „Orthodoxe Bischofskonferenz in Deutschland“ (OBKD).

Migranten brachten ihre Kirche mit

Die meisten orthodoxen Kirchen sind aufgrund von Migration ihrer Mitglieder nach Deutschland gekommen. Die russische und serbische Kirche entstand aus den Reihen ehemaliger Kriegsgefangener nach dem Zweiten Weltkrieg und vergrößerte sich später durch Zuwanderung. Die griechische Kirche kam mit den damals sogenannten Gastarbeitern nach Deutschland. Aber schon viel früher, zu Beginn des 20. Jahrhunderts, gab es orthodoxe Kirchen in Botschaften oder entstanden als Seelsorgestellen für orthodoxe Gäste in Kurorten.

Obwohl die orthodoxen Kirchen ihrem Ursprungsland verbunden bleiben, sind sie für alle Menschen offen. Auch immer mehr Deutsche engagieren sich mit ihren jeweiligen Möglichkeiten in den Gemeinden; die Gottesdienste werden in der Regel mehrsprachig abgehalten, um allen Teilnehmern den inneren Mitvollzug zu ermöglichen. Auf diese Weise wachsen die orthodoxen Gemeinden innerlich und äußerlich.