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Evangelische Brüderunität - Herrnhuter Brüdergemeine

Kirchensaal innen
Kirchensaal der Brüdergemeine Neugnadenfeld. Bild: Brüdergemeine

Eine der ältesten protestantischen Kirchen

Die Brüder-Unität ist eine der ältesten protestantischen Kirchen. Sie entstand 1457 als Teil der Reformation in Böhmen im Anschluss an die Erneuerungsbemühungen des Jan Hus. Neben den reformatorischen Forderungen, wie Vorrang der Heiligen Schrift, Predigt in der Sprache der Gläubigen, volle Teilnahme am Abendmahl und mündige Beteiligung der einzelnen Christen, waren soziale Aspekte wichtig: der Protest gegen die Armut der Bevölkerung einerseits und den Reichtum der Kirche sowie deren Verquickung mit staatlicher Macht andererseits.

In ländlicher Abgeschiedenheit gründeten die „Böhmischen Brüder“ erste Gemeinden. Sie bemühten sich um ein einfaches, gemeinschaftliches Leben in Befolgung der Bergpredigt Jesu, richteten Schulen ein, stellten erste landessprachliche Gesangbücher, Bibelübersetzungen und Lehrmaterial her. Trotz wiederholter Perioden der Verfolgung breiteten sie sich schnell aus und wurden zur größten Kirche in Böhmen und Mähren. Im Gefolge des Dreißigjährigen Krieges – Böhmen wurde für katholisch erklärt – und der einsetzenden Gegenreformation schien das Ende der Brüder-Unität besiegelt. Ihr letzter Bischof, Jan Amos Comenius, musste 1627 seine Heimat verlassen.

Neubeginn in der Oberlausitz

Aber es gab einen Neubeginn. Mitglieder der alten Brüder-Unität flohen aus Mähren auf das Land des Grafen Nikolaus Ludwig von Zinzendorf in der sächsischen Oberlausitz. 1722 gründeten sie den Ort Herrnhut. Mit Glaubensflüchtlingen anderer Konfessionen schlossen sie sich nach einigen Auseinandersetzungen über Glaubensfragen zur Brüdergemeine (erneuerten Brüder-Unität) zusammen. Sie entwickelten ein geordnetes Gemeindeleben, wohnten und arbeiteten in Gruppen zusammen, in denen sie sich gegenseitig halfen.

Das ganze Leben sollte Gottesdienst, Dienst für Christus sein.
Ein neuer Schwerpunkt kam 1732 mit der Missionsarbeit. Man wollte die Erfahrung der überwältigenden Liebe Christi zu allen Menschen auch an andere weitergeben. Dabei ging man vor allem zu den am meisten Benachteiligten, zu den „Negersklaven“ in der Karibik, den „Eskimos“ in Grönland und den verächtlich so genannten „Hottentotten“ in Südafrika.

Die persönliche Verbindung des Einzelnen mit Jesus Christus ist wichtig. Zugleich betont die Brüdergemeine, dass ein Christ nicht für sich existieren kann und ohne die Gemeinschaft mit den Schwestern und Brüdern nicht auskommt. – Die Brüder-Unität hat kein besonderes Bekenntnis oder eine spezielle Glaubenslehre. Das erleichtert ökumenische Offenheit und die Zusammenarbeit mit anderen Kirchen.

Nationale Grenzen spielen keine Rolle

Das Verhältnis zum Staat ist eher distanziert. Nationale Grenzen spielen für die Brüder-Unität und ihre Struktur keine Rolle. Sie ist eine weltweite Kirche und synodal verfasst. Die Gemeinden sind verhältnismäßig unabhängig, aber der Zusammengehörigkeit mit den Geschwistern in aller Welt sehr bewusst.

In etwa 50 Ländern besteht die Brüder-Unität jetzt aus 18 „Provinzen“ (selbstständigen Einzelkirchen), sieben nicht ganz selbstständigen Missionsprovinzen und zwölf neuen Missionsgebieten mit knapp 1 Million Mitgliedern. Zwei Drittel leben in Afrika.