Eine der ältesten protestantischen Kirchen
Die Brüder-Unität ist eine der ältesten protestantischen Kirchen. Sie entstand 1457 als Teil der Reformation in Böhmen im Anschluss an die Erneuerungsbemühungen des Jan Hus. Neben den reformatorischen Forderungen, wie Vorrang der Heiligen Schrift, Predigt in der Sprache der Gläubigen, volle Teilnahme am Abendmahl und mündige Beteiligung der einzelnen Christen, waren soziale Aspekte wichtig: der Protest gegen die Armut der Bevölkerung einerseits und den Reichtum der Kirche sowie deren Verquickung mit staatlicher Macht andererseits.
In ländlicher Abgeschiedenheit gründeten die „Böhmischen Brüder“ erste Gemeinden. Sie bemühten sich um ein einfaches, gemeinschaftliches Leben in Befolgung der Bergpredigt Jesu, richteten Schulen ein, stellten erste landessprachliche Gesangbücher, Bibelübersetzungen und Lehrmaterial her. Trotz wiederholter Perioden der Verfolgung breiteten sie sich schnell aus und wurden zur größten Kirche in Böhmen und Mähren. Im Gefolge des Dreißigjährigen Krieges – Böhmen wurde für katholisch erklärt – und der einsetzenden Gegenreformation schien das Ende der Brüder-Unität besiegelt. Ihr letzter Bischof, Jan Amos Comenius, musste 1627 seine Heimat verlassen.